Kernvokabular, Ortstreue & alltagsnahe Wortschätze
Warum „die richtigen Wörter" weniger wichtig sind als eine klare Struktur
Die 4 wichtigsten Prinzipien
Core zuerst
Kernwörter müssen schnell erreichbar sein – sonst bricht Kommunikation im Alltag ab.
Ortstreue
Stabile Positionen reduzieren Suchaufwand und unterstützen motorisches Lernen.
Klare Cluster
Semantische Gruppen helfen beim Wiederfinden – ohne überladene Listen.
Ausbau statt Überfrachtung
Wortschatz wächst entlang realer Situationen – nicht entlang maximaler Symbolmenge.
Warum Vokabularstrategie wichtiger ist als „viele Symbole"
In der Unterstützten Kommunikation entscheidet nicht die Größe einer Symbolbibliothek, sondern die Frage, ob Nutzer*innen im Moment des Bedarfs schnell und zuverlässig zu einer Aussage kommen. Je höher Suchlast und Unsicherheit, desto eher wird Kommunikation vermieden oder auf wenige bekannte Felder reduziert.
1) Kernvokabular: schnell erreichbar, dauerhaft verfügbar
Kernvokabular (z. B. „ich", „du", „wollen", „mehr", „fertig", „nicht") trägt einen großen Teil der Alltagskommunikation. Gute Systeme sorgen dafür, dass Core nicht „irgendwo" liegt, sondern jederzeit erreichbar bleibt – idealerweise sichtbar oder mit einem klaren, konstanten Zugriff.
- Kernwörter sind priorisiert statt versteckt.
- Häufige Aussagen funktionieren ohne langes Suchen.
- Der Zugriff bleibt über Situationen hinweg gleich.
2) Ortstreue: Lernen über Wiederholung, nicht über Neusuchen
Viele Nutzer*innen bauen Routinen auf, indem sie Positionen wiedererkennen und Bewegungen automatisieren. Wenn Symbole häufig springen oder Layouts ständig umgebaut werden, geht genau dieser Effekt verloren.
- Stabile Anordnung für Kernwörter
- Erweiterungen ohne Verschieben der Basis
- Wiederkehrende Orte für zentrale Funktionen
3) Randvokabular: spezifisch, aber nicht dominierend
Randvokabular (z. B. Essen, Orte, Hobbys) macht Aussagen konkreter – aber es darf die Bedienung nicht erschweren. Entscheidend ist eine Struktur, die häufige Aussagen schnell hält und Spezifisches dennoch erreichbar macht.
- Semantische Gruppen statt langer Listen
- Alltagsnahe Themen statt „alles für alle"
- Konsequente Benennung und wiedererkennbare Kategorien
4) Grammatik: nur so viel wie nötig – so früh wie sinnvoll
Grammatische Möglichkeiten können Ausdruck erweitern, sie können aber auch überfordern. Gute Systeme machen Funktionswörter früh zugänglich und bauen Komplexität schrittweise auf – ohne dass Nutzer*innen Sprachregeln „lernen" müssen.
Wie SagMal diese Prinzipien umsetzt
- Bewusst reduzierte Auswahl pro Schritt, damit Suchen nicht zur Hauptaufgabe wird.
- Wiederkehrende „Richtungen" in der Navigation, damit sich Wege einprägen können.
- Alltagsorientierter Wortschatz: genug Differenzierung für typische Routinen, ohne Symbolinflation.
- Optional: sprachliche Glättung am Ende, damit die Navigation nicht von Grammatik abhängt.
- Fokus auf Bedürfnisse und kurze Aussagen – als robuste Lösung für Alltagssituationen.